Gastro-Recruiting Grossauer Unternehmensgruppe((2)

Gastro-Recruiting – HR-Expertin der Grossauer Unternehmensgruppe im Interview

Betriebe in der Hotellerie und Gastronomie haben nicht erst seit gestern mit dem Problem des Fachkräftemangels zu kämpfen. Die Pandemie hat dieses Problem weiter zugespitzt und nun wird es immer schwieriger Stellen zu besetzen. Das Image der Branche ist mittlerweile auf dem Tiefpunkt. 

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, arbeiten manche Unternehmen hart daran, etwas für das angeknackste Image der Branche zu tun. Die Arbeitsbedingungen werden verbessert, Ausbildungsmöglichkeiten erweitert, die Entwicklung der Mitarbeiter*innen in den Vordergrund gestellt und ja, sogar bedürfnisorientierte Arbeitszeitmodelle kommen bereits zur Anwendung. 

Ein Vorreiter in diesem Bereich ist die steirische Grossauer Unternehmensgruppe. Lisa Offner, HR-Verantwortliche der Unternehmensgruppe verriet uns im Interview, wie es der HR-Abteilung in Graz gelingt, trotz herausfordernden Zeiten für 17 Gastro-Betriebe Mitarbeiter*innen zu finden. 

Lisa, bitte erzähl uns kurz etwas über die Grossauer Unternehmensgruppe!

Wir sind ein Familienunternehmen. Herr Franz Grossauer hat das Unternehmen vor über 35 Jahren gegründet. Bisher sind es 17 Restaurants, die mit dem Grossauer Familienunternehmen verknüpft sind. Das bedeutet, es befindet sich immer ein Familienmitglied der Grossauers im Hintergrund des Betriebs oder in der Geschäftsführung. 

Du bist für das gesamte Recruiting der Unternehmensgruppe zuständig? 

Genau. Vor eineinhalb Jahren gründete die Familie Grossauer zentrale HR-Abteilung in Graz und ich durfte bei diesem Projekt von Anfang an mit an Board sein. Bisher wurde das Recruiting von den Betrieben selbst durchgeführt. Um Ressourcen zu schonen, wollten wir die Personalsuche zentral zusammenführen und Vorgänge digitalisieren. 

Das heißt, wir prüfen, mit welchen Jobplattformen die Zusammenarbeit sinnvoll ist, erstellen Jobausschreibungen, unterstützen bei Vorstellungsgesprächen und beim Management der Vorstellungsgespräche. Hauptfokus liegt dabei in der Steiermark beziehungsweise in Graz. 

Wir arbeiten auch an anderen wichtigen Themen wie unserem Employer Branding. Dafür wollen wir beispielsweise unsere Mitarbeiter-Events regelmäßig durchführen und weiter ausbauen. Es geht aber immer nur Schritt für Schritt und man braucht Geduld. Doch nach einem Jahr sind wir sehr zufrieden mit unserem Output. 

Gastro-Recruiting-Grossauer Unternehmensgruppe(4)jpg

Mitarbeiterzufriedenheit steht für die Grossauer Unternehmensgruppe an oberster Stelle.

Wie beschreibst du die derzeitige Personalsituation in der Gastronomie? 

Ehrlich gesagt, suchen wir an allen Ecken und Enden nach Mitarbeiter*innen. Vor allem Küchenpositionen sind derzeit schwer zu besetzen. Was das Küchenpersonal betrifft, betreibe ich ausschließlich Active Sourcing. Dabei versucht man über verschiedene Plattformen, Social-Media oder Empfehlungen, mögliche Bewerber*innen zu finden. Interessante Kandidat*innen werden schnellstmöglich zum Bewerbungsgespräch eingeladen und im Idealfall auch sofort aufgenommen. 

Rekrutierst du auch international? 

Ja. Besonders für unseren Betrieb in der Südsteiermark. Der Fischwirt liegt direkt an der slowenischen Grenze. Da haben wir schon das Crossposting von steiermarkjobs.com genutzt. Hier versuchen wir sehr aktiv Personen aus Slowenien anzuwerben.

Für die Stadtgastronomie suchen wir aber im Inland, da wir keine Unterkünfte stellen können. Außer natürlich, es möchte jemand langfristig hierbleiben und arbeiten, denn alle unsere Stellen, abgesehen von unseren Bäder-Stellen sind unbefristete Ganzjahresstellen. 

Bei den Gastrojobs spielt natürlich der Lohn eine entscheidende Rolle, ergibt es überhaupt noch Sinn, Stellen mit Kollektiv auszuschreiben? 

Das Kollektiv in der Gastronomie ist niedrig, das muss man schon sagen. Doch, obwohl wir unsere Stellen über Kollektiv bzw. immer mit Verhandlungsbasis ausschreiben, ist die Situation sehr angespannt.  Doch es gibt sehr wenig Möglichkeiten, ohne Mitarbeiter*innen kann man zusperren und macht gar keinen Umsatz mehr. 

Bietet ihr euren Mitarbeiter*innen Benefits?

Die Gründung der HR-Abteilung hatte mitunter den Grund, dass wir eine interne Schulungsakademie für unsere Mitarbeiter*innen aufbauen. Wir engagieren uns auch sehr für unsere Lehrlinge, denn wir wollen, dass sie sich abgeholt fühlen und unterstützen sie bei ihren Weiterbildungen. Auch Kurskosten für andere Weiterbildungen unserer Mitarbeiter*innen, wie beispielsweise Barista oder Sommelier übernehmen wir. Und wir versuchen, die Arbeitszeiten flexibel zu halten. 

Gastro-Recruiting-Grossauer Unternehmensgruppe(1)

Das Grossauer Familienunternehmen bietet den Mitarbeiter*innen eine eigene Schulungsakademie.

Moment, da muss ich nachhaken: Was heißt das genau “flexible Arbeitszeiten” ? Ist das nicht eher ein Gastro-Einhorn? 

Nein, da wir mehrere Betriebe haben, versuchen wir auf die Bedürfnisse unserer Bewerber*innen einzugehen. Braucht jemand Planungssicherheit mit fixen freien Tagen, schauen wir, dass diese Person in einem Betrieb mit fixen Ruhetagen unterkommt. 

Unseren Mitarbeiter*innen soll es gut gehen, deshalb muss das Gesamtpaket stimmen: Arbeitszeit, Gehalt und natürlich auch das Team. Grundsätzlich stehen wir auch dem Arbeitsmodell der 4-Tage-Woche offen gegenüber, doch fehlen uns dafür leider einfach die Mitarbeiter*innen. 

Da wir eine große Eventabteilung haben, bieten wir auch Student*innen und Schüler*innen flexible Zuverdienstmöglichkeiten. Wir kommunizieren die Eventtermine in Gruppen. Wer Lust hat, sich etwas dazuzuverdienen will, meldet sich und wird dann fallweise angestellt. Doch auch in der Stadtgastronomie sind viele Student*innen angestellt. Hier bauen Restaurantleiter*innen die Dienstpläne sogar um die Semester- und Prüfungspläne der Student*innen herum.

Wie gehts euch auf dem Lehrlingsmarkt? 

Wir haben das Glück, dass wir Lehrlinge haben und auch wieder welche neu beginnen. Dafür versuchen wir uns sehr aktiv an Schulen und Messen zu positionieren und waren jetzt schon bei einigen Initiativen dabei. Unser Lehrlingspfad zeigt den Schüler*innen auf, welche Möglichkeiten sie bei uns haben. Wir unterstützen auch bei einem Erasmus-Jahr, das Lehrlingen erlaubt, Erfahrungen in ausländischen Betrieben zu sammeln. Zukünftig könnte auch das Lehrlingsharing für unsere Betriebe ein Thema werden. 

Ihr bemüht euch sehr um die jungen Talente. Sind die denn überhaupt noch für die Gastro zu begeistern? 

Ja, ich habe durchaus positive Erfahrungen gemacht. Es gibt immer wieder Personen, die sehr begeistert sind und sich bei mir melden. Doch es sind natürlich mehrere Schritte bis zur Einstellung. Deshalb haben wir unseren Bewerbungsprozess ganz einfach gestaltet und nehmen unseren Bewerber*innen sehr viel ab (unabhängig vom Alter), damit es keine Probleme bei den Termineinhaltungen gibt. 

Gastro-Recruiting-Grossauer Unternehmensgruppe(3)

Restaurantleiter*innen und Küchenschef*innen tragen maßgeblich dazu bei, dass die Teams in der Unternehmensgruppe bereits langjährig zusammenarbeiten.

Das ist jetzt frech, aber warum sollten sich Bewerber*innen ausgerechnet bei euch bewerben? 

Neben den schon angesprochenen Benefits bieten wir unseren Mitarbeiter*innen trotz unserer Größe einen Familienbetrieb. Die Teams in unseren Betrieben arbeiten bereits langjährig zusammen und manche Personen, einschließlich mir, sind darin groß geworden. Das klappt nur, wenn die Führungsebene auch wirklich daran interessiert ist, dass sich die Mitarbeiter*innen weiterentwickeln. 

Wir wollen wirklich, dass sich unsere Mitarbeiter*innen wohlfühlen. Großen Anteil daran haben selbstverständlich die Führungskräfte vor Ort. Unsere Restaurantleiter*innen und Küchenchefs tun menschlich viel für ihre Teams und halten sie zusammen. Wir führen zudem Mitarbeiterbefragungen und Mitarbeitergespräche durch und versuchen die Inputs unserer Belegschaft dann zu berücksichtigen und umzusetzen. 

Darüber hinaus ist das Thema Sicherheit des Jobs für die meisten sehr groß. Wir hatten während der Pandemie auch Einbußen zu verzeichnen, haben aber alle unsere Mitarbeiter*innen halten können und keine Stellen abgebaut. 

Kannst du zum Schluss den Personalsuchenden der Gastro in der Steiermark einen Tipp geben? 

Was für uns bei der Personalsuche an oberster Stelle steht, ist Hartnäckigkeit und das wertschätzende Eingehen auf die Bewerber*innen. Man muss vorab viel Zeit für Gespräche mit Bewerber*innen einplanen, damit sie sich gut aufgehoben und wohlfühlen.

Außerdem versuchen wir bei der Mitarbeitersuche und dem Bewerbungsprozess so viele Barrieren wie möglich abzubauen und den gesamten Prozess so einfach wie möglich zu gestalten. Beispielsweise verlangt bei uns niemand im ersten Schritt den Lebenslauf. Name und E-Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme genügen. 

Interessierst du dich für eine Lehre oder einen Job in der Grossauer Unternehmensgruppe?